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Ökonomie der Medieninhalte.
Allokative Effizienz und Soziale Chancengleichheit in den Neuen Medien
© copyright 1999-2001 Dietmar Detering. All Rights Reserved.

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2 Medieninhalte in der Wirtschaft


Es ist das Ziel dieses Kapitels, eine Vorstellung von der Herstellung, dem Vertrieb und dem Konsum von Medieninhalten zu vermitteln. Im Zentrum stehen dabei jene Eigenschaften, die Medieninhalte von anderen Gütern unterscheiden und besondere Konsequenzen für die Medieninhaltewirtschaft haben. Nach einer Beschreibung offensichtlicher, der Abgrenzung der Medieninhalte dienender Merkmale beginnt die Analyse mit der Beschreibung des Ziels der Inhaltewirtschaft - der Nutzung. Dieser, der Intuition widersprechende Ansatz erscheint notwendig, weil es gerade die Besonderheiten der Nutzung und des Verbrauchs von Medieninhalten sind, welche viele der ungewöhnlichen Praktiken in den vorgelagerten Stadien der Inhaltewirtschaft bedingen. Dieses Kapitel beschränkt sich im Wesentlichen auf die traditionellen Medien (inklusive Rundfunk und Computerprogramme). Es stellt jedoch zugleich auch die Grundlage für das darauf folgende Kapitel dar, wo die mit der Entwicklung der Neuen Medien eintretenden Veränderungen der Medieninhaltewirtschaft diskutiert werden.


2.1 Was sind Medieninhalte?

(1) Eine technische Definition von Medieninhalten wird von Varian (1998) vorgeschlagen: Medieninhalte umfassen alles, was sich digitalisieren lässt. Dazu gehört dann nicht das Buch an sich, sondern nur der Text, den es enthält, und auch eine Videokassette an sich kann nicht digitalisiert werden, wohl aber die Bilder und Töne, die sie speichert. Texte, Bilder, Töne, Datenbanken und natürlich Computerprogramme stellen damit lediglich Zustände eines Trägers - des Mediums - dar.

Letztendlich ist es gleichgültig, ob diese Zustände digital in Form von Nullen und Einsen vorliegen oder analog, zum Beispiel in Form eines geordneten Drucks von Buchstaben in einem Buch. Der zentrale Unterschied zum Medium besteht in der Kopierfähigkeit der Zustände, die das Medium einnimmt. Gerade in digitalisierter Form können Inhalte verlustfrei auf andere Medien übertragen werden, ohne dass das Ursprungsmedium seinen eigenen Zustand verändern muss. Medien selbst, zum Beispiel Bücher, können hingegen nicht kopiert werden: Man muss für jede Kopie erst noch das Papier produzieren.

(2) Die funktionale Definition von Medieninhalten erfolgt über die Beschreibung dessen, wozu diese Zustände von Medien ihren Nutzern dienen können. Hier sind drei Funktionen zu unterscheiden: >>11<<

· Helfende Medieninhalte können elektronische Werkzeuge sein. Zumeist als Computerprogramme sind sie bei der Ausübung verschiedener Tätigkeiten behilflich und dienen damit als Input-Faktor für Produktionsprozesse.

· Unterhaltende Medieninhalte können entspannen, anregen oder in einer anderen erwünschten Weise den menschlichen Geist beeinflussen. Sie stellen dann ,,synthetisierte Erfahrungen" (Priest 1994: 4) dar und dienen dem Menschen als Substitut für eigenes Erleben.

· Informierende Medieninhalte können das Wissen eines Menschen verbessern. Ihre Information verbessert die Entscheidungsmöglichkeiten oder verringert die Entscheidungsrisiken, indem sie ,,one's expectation about the occurrence of a specific event" (Mattessich 1993: 585) verändert (Vgl. auch Steinmueller 1992: 174f). Diese Eigenschaft unterscheidet die Information von Wissen, denn Information kann sich allein schon dadurch verbrauchen, indem sie ihren potentiellen Einfluss auf Entscheidungen einbüßt. Wissen hingegen existiert auch ohne diesen Einfluss auf Entscheidungen und bleibt von Umweltveränderungen unbeeinflusst. (Vgl. Mattessich 1993: 585) Zudem gibt es auch ,,stillschweigendes" Wissen, welches nicht kodierbar ist und deshalb auch nie als Information medial vermittelt werden kann (Foray 1994: 122).

In der Praxis treten die drei Funktionen der Medieninhalte nur selten in Reinform auf. Insbesondere ,,Information kann mit Unterhaltung verbunden, und Unterhaltung kann durch Information vermittelt sein." (Heinrich 1994: 18; vgl. auch Owen 1975: 11) Entsprechend wird diese Untersuchung nur in wenigen begründeten Fällen die Funktionen unterscheiden, ansonsten jedoch alle Medieninhalte in gleicher Weise behandeln.

(3) Abschließend soll die ökonomische Definition von Medieninhalten vorgestellt werden. Danach stellen die Kosten der Medieninhalte ausschließlich und exklusiv alle Kosten dar, die nur einmal auftreten, bevor Kopien zur Befriedigung der Nachfrage in beliebiger Anzahl produziert werden können. Diese Kosten werden dementsprechend als First-Copy-Costs bezeichnet.

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